„Die Bewerbungsmappe ist tot“ hieß es bereits im Jahr 2018 in der Bitkom-Befragung zum Thema digitaler Bewerbungsprozess. In der Befragung gaben 9 von 10 Personaler:innen an, dass sie digitale Bewerbungsmappen erwarteten. Wie schnell die Digitalisierung voran schreitet, zeigt der Vergleich zum Jahr 2015, denn dieselbe Befragung zeigte, dass nur eine knappe Mehrheit, nämlich 58 % der Teilnehmenden (2018: 86 %), digitale Bewerbungen präferierten.
Für eine digitale Bewerbung sprechen mehrere Gründe: sie ist ressourcen- und zeitsparender, außerdem spart man nicht nur den Ausdruck der Unterlagen, sondern auch den Weg zur Post. Zudem entfällt der zusätzliche Aufwand des Rückversandes der Bewerbungsmappen.
Digitaler Bewerbungsprozess: eine logische Konsequenz?
Anteil Unternehmen, die im Bewerbungsprozess Video-Interviews einsetzen
Ist es also nur logisch, dass der weitere Bewerbungsprozess dem Schritt in die Digitalisierung folgt? Die Lage der derzeitigen Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es sein kann, Prozesse umzustrukturieren und den äußeren Umständen anzupassen.
Eine gemeinsame Studie von Stepstone und dem Bundesverband der Personalmanager (BMP) zeigt, dass noch Anfang 2020 nur jedes dritte Unternehmen auf Video-Interviews zurückgriff. Mit dem Verlauf der Pandemie und den einhergehenden Kontaktbeschränkungen waren es im Mai 2020 bereits 60 %.
Warum digitale Bewerbungsprozesse?
Hierfür sprechen nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern auch praktische Gründe für Bewerber:innen und Unternehmen. Für Bewerber:innen entfällt eine Anfahrt. Vor allem bei der Jobsuche an einem neuen Wohnort kann dies eine große Erleichterung sein. Hiermit geht zudem größere Flexibilität der Terminplanung einher. An- und Abreisezeiten müssen nicht mit einkalkuliert werden, durch den Wegfall der Fahrten wird zusätzlich die Umwelt geschont. Ein weiterer Vorteil ist die vertraute Umgebung: Kandidat:innen sind regelmäßig weniger nervös, wenn sie sich im gewohnten Umfeld ihrer eigenen vier Wände befinden.
Den Vorteilen, die sich aus digitalen Bewerbungsprozessen ergeben, stehen nur wenige Nachteile gegenüber. So folgt der zunächst fehlende persönliche Kontakt im Verlauf des weiteren Prozesses. Technische Probleme, z.B. im Umgang mit Video-Telefonie-Software, haben sich vielfach im Laufe der Pandemie von selbst erledigt: Die Meisten haben sich (gezwungenermaßen) schnell an den Umgang mit den Programmen gewöhnt. Als Alternative zu einem Video-Gespräch steht weiterhin ein Telefoninterview zur Verfügung.
Bewerbungsprozesse in der Zukunft
Eine vollständige Digitalisierung der Bewerbungsprozesse wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Dafür sind persönliche Gespräche und der „Live-„Eindruck des Arbeitsplatzes zu wichtig. Es ist jedoch vorstellbar, dass die Kombination von digitalen und persönlichen Bewerbungsgesprächen durchaus Anwendung finden wird. So können Vor- und Erstgespräche digital stattfinden. Dies spart Zeit und Kosten für alle Beteiligten und kann den Prozess insgesamt beschleunigen.
Die voranschreitende Digitalisierung führt dazu, dass sich Bewerbungsprozesse und Strukturen im Allgemeinen im Wandel befinden. Zusätzlich zur Papier- und E-Mail-Bewerbung, werden bereits eigene Kontaktformulare oder sogenannte One-Click-Bewerbungen eingesetzt. Manchmal reicht bereits eine WhatsApp Nachricht als Interessensbekundung an Recruiter:innen oder Verantwortliche aus. Vor allem auf mobilen Endgeräten erfreut sich diese Option großer Beliebtheit, beim sogenannten Mobile Recruiting. Warum also nicht ganzheitlich auf die digitalen Möglichkeiten setzen, das vorhandene Potenzial voll ausschöpfen und die bisherige Vorgehensweise mit moderner Technologie verbinden?